Die Konfuzianische Brücke
Jin Tao
Das Kind Ye-Er verlor seinen Vater in seiner frühen Kindheit und er lebte allein zusammen mit seiner Mutter und sie waren im Leben aufeinander angewiesen. Das Leben war für Mutter und Sohn nicht leicht. Aber Ye-Er war talentiert, mit großen Augenbrauen, gerader Nase und quadratischem Mund. Seine zwei Ohrläppchen reichten bis zu Schultern. Die Dorfbewohner meinten alle, er sei als ein Himmlischer Sohn geboren worden. Obwohl das sich für die Mutter gut anhörte, dachte sie aber, dass die Dorfbewohner bloß Gutes und Nettes redeten.
Eines Tages kam Ye-Er von der Schule nach Hause, um seiner Mutter zu sagen, dass er heute sah, als er auf dem Heimweg den Dorftempel passierte, wie der Erden-Buddha aufstand. Die Mutter schimpfte ihren Sohn für den Unsinn, er hätte sich verschaut. Am nächsten Tag, als der Sohn nach Hause kam, sagte er wiederholt zu seiner Mutter: Mutti, ich lüge dich nicht an, es stimmt, was ich dir gestern erzählte. Heute ist der Buddha wieder aufgestanden. Du kannst mir folgen, um zu sehen, wenn du mir nicht glauben willst.
Die Mutter war misstrauisch geworden. Sie nahm eine Schere, mit der sie ihre Näharbeit fertigte, in die Hand und folgte ihrem Sohn. Als sie kurz vor dem Dorftempel ankamen, wies die Mutter ihren Sohn an: Komm nicht mit und warte hier, solange ich dir nicht sage, dass du kommen sollst. Die Mutter wandte sich dem Dorftempel zu, stellte die Schere auf die Schlammbeine des Buddhas und verließ dann die Tempeltür, um ihren Sohn zu sich zu rufen.
Völlig entgegen der Erwartung war, dass, kaum als das Kind den Eingang erreichte, die Schere mit Krach zu Boden fiel. Die Mutter erkannte plötzlich, dass ihr Sohn wirklich ein Kind des Himmlischen Kaisers war. Er wurde mit besonderen Augen geboren, konnte die Dinge sehen, was die einfachen Leute nicht sehen konnten. Die Worte der Dorfbewohner stimmten doch. Die Mutter wurde auf einmal dankbar, zog ihren Sohn zu sich und kniete mit ihm zusammen vor dem Buddha zu Boden, laut schreiend: Ihr Buddha hat Augen, Buddha hat mit uns großes Mitgefühl, Buddha hegt große Tugend!
Als sie zu Hause angelangt in der Küche das Abendessen zubereitete, dachte sie, dies musste die Schöpfung des früheren Lebens von ihrem verstorbenen Mann sein. Während sie für seinen Sohn kochte, erinnerte sie sich, dass wie sehr, seitdem ihr Mann verschieden war, die Familie Li und der Haushalt Zhang, wie die Onkel und Tanten im Dorf von Zeit zu Zeit ihnen behilflich gewesen waren. Sollte mein Sohn in Zukunft wirklich Karriere machen, werden wir uns bedanken müssen, indem wir Bankette veranstalten, um bei Familie Zhang einen Dank zu errichten, bei Tante Li einen Dank zu errichten, indem sie von sich selbst hin murmelte!
Der Ofenmeister, der auch als Ofenkönig genannt, war als blind und taub bekannt, hatte das Gesagte als bei Familie Zhang einen Zack und bei Familie Li einen Zack zu errichten, verstanden und die Worte weiter an den Himmlischen Jadegott geleitet. Der Himmlische Jadegott dachte, dass das Volk eine Katastrophe erleiden muss, wenn diese Person später ein Kaiser werden wird, und befahl anschließend, dass der Donnersbuddha für das Volk schnellstens Ye-Er mit Donner töten soll.
Eines Nachmittags half Ye-Er seiner Mutter, auf dem Hof das Brennholz einzusammeln. Völlig unangemeldet wurden urplötzlich aus dem guten Wetter im Handumdrehen dunkle Wolken. Donner dröhnten, sintflutartige Regen strömten herab. Die Mutter beeilte sich, ihren Sohn ins Haus zu ziehen, um sich vor dem Regen zu verstecken. Das Gewitter wurde immer heftiger, der Blitz schlug immer kräftiger ein. Die Mutter trat an die Tür und warf einen Blick gen Himmel. Nicht gut! Der gegenwärtige Blitz trifft mein Haus direkt. Sie erinnerte sich mit einem Mal an ihren Sohn, der Kaiser werden sollte. Wer hat denn das Geheimnis verraten und damit Gottes Ärger verursacht? In diesem Augenblick schlug der Blitz ununterbrochen einer nach dem anderen ein. Oh je, um Himmels willen, so geht es weiter nicht, sonst muss mein Sohn heute sterben!
In großer Panik wurde die Erinnerung an eine Sage der Dorfbewohner in Mutter wach. Jemand hatte behauptet: Wenn der Donner die Menschen töten will, gibt es nur einen einzigen Weg, um das Leben zu retten, nämlich, dass man sich an die Hausschwelle festbeißt. Die Mutter zerrte sodann ihren Sohn herüber, ließ ihn sich an der Schwelle festbeißen.
Der Donner tobte, brüllte wie ein Druckstoß, Blitze schlugen immer mehr in die Nähe, hatten die Vorderseite des Hauseingangs erreicht . Plötzlich trat ein betäubender Krach ein, ein Donner fiel herunter und schlug direkt auf Ye-Er . Die Mutter schrie schockiert, stürzte hin und warf sich über ihren Sohn . . .
Die Mutter umarmte ihren Sohn fest, verzweifelt mit endlosen Schmerzen. Doch Ye-Er erholte sich und war allmählich aus dem Koma aufgewacht. Er war nicht gestorben, er überlebte das Schicksal und das war die Hausschwelle, die die Menschen tausendfach betraten, die ihm das Leben gerettet hatte. Jedoch wurde sein Skelett eines Himmlischen Kaisers zu den Knochen eines Bettlers verdonnert. ......
Ye-Er besaß seitdem nicht mehr das Schicksal eines Himmelssohnes, wurde ein unerzogenes Kind, aber als der Blitz einschlug, biss er mit Lebenskraft die Schwelle gegen den Todesschlag, so dass sein heiliger Mund des Kaisers nicht durch den Donner abgeschlagen wurde. Obwohl er hoffnungslos in Karriere war und nicht zu einem großen Zeug taugen konnte, war sein heiliger Mund immer noch spirituell und wirkungsvoll: Es wird, was gesagt wurde.
Die Dorfbewohner hatten in der Regel Angst vor ihm, versteckten sich vor ihm, aus Bedenken, dass sein Mund nicht bedeckt war, sagte, was Pech brachte, sie versuchten, das zu behindern. Vor allem, wenn es der Familie passiert, große Dinge zu tun, hat jeder Angst vor seinem Erscheinen.
Es vergingen wenige Tage, als die Familie vom dritten Onkel eine Jauchegrube baute. Für ländliche Leute ist der Bau einer solchen Grube ebenso wichtig wie der Bau von Getreidespeicher, was eine vielversprechende Zukunft mit fruchtbarem Boden und reicher Ernte bedeutet, günstigen Wind und erwünschten Regen anbetend, somit das Glück des Schicksals gesichert wird. Ye-Er war nicht mehr der Sohn des Himmels geworden, also benahm er sich bei Reden und Taten nicht mehr gesetzt und behutsam, sondern er verhielt sich beliebig und zwanglos. Sein Mund redete wie geschossen.
Der Onkel Drei machte jetzt mit dem Bau viel Aufsehen und eine große Schar schaulustige Kinder sammelten sich unweigerlich um ihn, unter ihnen befand sich selbstverständlich Ye-Er. Mit dem Blick auf ihn gerichtet schrie der Onkel Ye-Er laut an, mit der Warnung, dass er nicht einen Scheiß redete: Wenn heute dein stinkender Mund wagt, eine Scheißrede zu machen, wird dann dein Bettlerknochen nicht ganz bleiben. Verschwinde eiligst von hier! Ye-Er zuckte mit Achsel: Seid versichert, Onkel Drei! Du machst dies Mal eine Jauchegrube, ich furze nicht einmal! In der Zukunft, als die Grube fertig geworden war, konnte man weder das Problem lösen, wenn man hochstieg und sich bemühte , noch um einmal Luft lassen.
Mutter sah, dass ihr Sohn den ganzen Tag untätig umherschlenderte, uninteressiert zu lernen, und war bodenlos enttäuscht.
Eines Tages bettelten mehrere Konfuzianer im Dorf, sie machten für ihre Füße eine Pause, um bei Ye Er zuhause Wasser zu trinken. Die fanden Ye-Er begabt und gut aussehend, waren gerne bereit, ihn als Schüler anzunehmen. Die Mutter überlegte, ihr Sohn redete im Dorf oft achtlos, man fühlte sich häufig durch seine frechen Bemerkungen gekränkt und beleidigt, ob es besser wäre, dass sie ihren Sohn zusammen den Konfuzianern gehen ließ? Vielleicht in einer neuen Umgebung durch andere Leute ist er gut zu belehren. Also war sie doch einverstanden, dass Ye-Er mit den Konfuzianern zusammenging.
Drei Jahre nach dem Fortgehen Ye-Ers wurde eines Tages die Mutter schwer krankte. Sie war sich bewusst, dass ihre Tage gezählt waren . So hinterließ sie ihren letzten Wunsch: Hör gut zu, mein Sohn! Du wurdest als Gottessohn geboren, das war die Leistung im letzten Leben deines Vaters; dass dich der Himmel missverstanden hatte, war nichts anders als meine Schuld. Ich hege in diesem Leben bloß eins, um zu hoffen, dass du nicht vergisst, dich zu revanchieren für die lebensrettende Gnade der Welt, sollst du eines Tages erfolgreich werden. So nahm sie anschließend Abschied von der Welt.
Zwanzig Jahre waren verstrichen, als Ye-Er ein konfuzianischer stolzer Schüler geworden war. Auf einer landesweiten Belehrungsreise geleitete er ein Konfuzianer-Quartett, um unterwegs Konfuzianische Doktrinen zu unterrichten. Auf dem Weg unternahm er einen Abstecher, kam ins Dorf, um seine Heimat zu besuchen. Unglücklicherweise passierte es, dass tosende Gebirgsbäche herabstürzten und der schnell in die Höhe schießende Fluss "Scheidewasser" schnitt somit den Lebensweg der Konfuzianer ab. Die wasserscheuen Gelehrten befanden sich im Nu in drohender Lebensgefahr. Ye-Er erinnerte sich augenblicklich an den letzten Willen seiner sterbenden Mutter, dachte heimlich, da mein Leben tausende Menschen durch die Schwelle gerettet haben, muss man dankbar sein, um sich zu revanchieren.
So beugte er sich nieder, bog seinen Rücken, murmelte etwas im Mund und machte sich zu einer Bogenbrücke. Die Flut ließ er unten durch seinen Bauch durchfließen. Die Konfuzianer traten über seinen Rücken und wurden gerettet.
Fünfhundert Jahre waren verstrichen, als sich im Gebiet des Flusses "Frühlingsbooms" ein Tempel "Heiligen Himmels" auf dem Paulownia-Berg befand. In dem Tempel lebte ein hochgebildeter Mönch, der ein studierter Konfuzianer gewesen war und sich auf halbem Weg zu Buddhismus bekannt hatte. Eines Nachts wurde ihm ein Traum des großen Vorfahren Konfuzius übertragen, mit der Ordnung, dass er die Region Scheidefluss aufsuchte, um im Dorf "Konfuzianische Brücke" den Nachkommen seiner Familie einen Besuch abzustatten, indem er den Ahnengräbern von Ye-Ers Familie nachschaute, um sich für die Lebensrettung der Konfuzianer vor Jahrhunderten zu bedanken.
Der hochgebildeter Mönch betrat das Dorf, wobei er erfuhr, dass es keine Ahnengräber mehr in der Familie Ye-Er gab und dass das Stammgut der Familie gebrochen war, nur aber, dass die Steinbrücke auf dem Fluss am Kopf des Dorfes als die ausschließliche Inkarnation der Abhängigkeit Ye-Er zurückblieb. Um die Konfuzianischen Schüler zu retten, hatte er sich in eine durch tausend und abertausend Menschen zu überquerende Steinbrücke verwandelt.
Als das der hochgebildete Mönch zur Kenntnis nahm, seufzte er lauthals gegen den Himmel, bat die Dorfbewohner, die vier Schätze der Studienstube, die Schreibutensilien herauszuholen. Er spitzte Tusche auf, fuhr den Pinsel und schrieb nieder die Wörter: Konfuzianische Brücke.
Seitdem verbreitete sich das Bergdorf mit dem Namen "Konfuzianische Brücke" zum "Konfuzianischen Brückendorf", das sich her bis heute liefert.
München, 30.10.2020