Titelblatt der Erstausgabe des Manifestsder Kommunistischen Partei. („Bu23“)
Das Manifestder Kommunistischen Partei, auch Das Kommunistische Manifest genannt, wurde von Karl Marx und Friedrich Engels[1] umdie Jahreswende 1847/48 im Auftrag des Bundes der Kommunisten verfasst. Es ist am21. Februar 1848 in London erschienen,[2] kurzvor der Februarrevolution in Frankreich und vorder Märzrevolution im Deutschen Bund undin den größten Staaten dieses Bundes Österreich und Preußen. Das Manifest derKommunistischen Partei wurde in mehr als 100 Sprachen übersetzt. Im Juni 2013wurde es in das UNESCO-Dokumentenerbe aufgenommen.[3]
Manuskriptseite des Manifestsder Kommunistischen Partei
Kommunistisches Manifest.Schwedische Erstausgabe 1848
Kommunistisches Manifest. ErsteAusgabe nach dem Tod von Karl Marx
Das Programm, in dem Marx und Engels bereits große Teileder später als „Marxismus“ bezeichneten Weltanschauung entwickeln, beginnt mitdem heute geflügelten Wort: „Ein Gespenst geht um inEuropa – das Gespenst des Kommunismus“und endet mit dem bekannten Aufruf: „Proletarier allerLänder, vereinigt euch!“ Als Ziel, das der Bund der Kommunisten mit seinerVeröffentlichung verfolgte, kann die Absicht benannt werden, der Bevölkerungihre Anschauungen offenzulegen. Das etwa 30 Seiten starke Werk beginnt miteiner Einleitung, gefolgt von vier Kapiteln.
Inhaltsverzeichnis
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· 1 Kapitel 1:Bourgeois und Proletarier
· 2 Kapitel 2:Proletarier und Kommunisten
· 3 Kapitel 3:Sozialistische und kommunistische Literatur
3.1 Derreaktionäre Sozialismus
§3.1.1 Der feudaleSozialismus
§3.1.2 KleinbürgerlicherSozialismus
§3.1.3 Derdeutsche oder „wahre“ Sozialismus
3.2 Derkonservative oder Bourgeoissozialismus
3.3 Derkritisch-utopistische Sozialismus und Kommunismus
· 4 Kapitel 4:Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien
· 5 Vertonung
· 6 Ausgaben
6.1 Zeitgenössischedeutschsprachige Ausgaben
6.2 NeuereAusgaben
· 7 Literatur
· 8 Weblinks
· 9 Einzelnachweise
Kapitel 1:Bourgeois und Proletarier[Bearbeiten]
Marx und Engels bezeichnen die bisherigeGesellschaftsentwicklung als eine Geschichte von teils verborgenen, teilsoffenenKlassenkämpfen,grundsätzlich zweier gegensätzlicher Klassen: „Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer,Baron undLeibeigener“.Dabei ist der Begriff der Klassen etwas sehr Wichtiges, da bisheranalog zum Feudalismus von den Ständen Adel, Klerus und Bürgertum(sowie Leibeigenen, die jedoch insgesamt keine eigenständige Rolle spielen),gesprochen wurde. Im ersten Abschnitt des Manifestes versuchen die Autoren alsoim Wesentlichen aufzuzeigen, inwieweit sich Wirtschaft und Gesellschaftaufgrund der industriellen Revolution für dieArbeiterschaft bzw. das Proletariat verändert haben.
Durch die Entdeckung Amerikas, die industrielle Entwicklungund das Aufkommen des Weltmarktes ist die „moderne Bourgeoisie“entstanden. An die Stelle einer religiös oder politisch verbrämten Ausbeutung desFeudalismus tritt jetzt die offene egoistische Bereicherung, dieFamilienverhältnisse treten als reine Geldverhältnisse auf. Auch derMittelstand, wie „Ärzte, Juristen, Pfaffen, Poeten und Wissenschaftler“, ist zubezahlten Lohnarbeitern geworden. Der Staat wird zum bloßen „Ausschuss“, derdie „gemeinschaftlichen Geschäfte“ der Bourgeoisie verwaltet.
Die Bourgeoisie kann im Sinne des Kapitals nicht anders,als ständig die Produktionsverhältnisse und damit die aufdiese bauende Gesellschaftsformen zu revolutionieren. Darüber hinaus wird dienationale Beschränkung überwunden, die materielle und geistige Produktion undKonsumption kosmopolitisch gestaltet. Die Produktion benötigt Rohstoffe ausaller Welt. Es entsteht „eine allseitige Abhängigkeit der Nationenvoneinander.“
Dabei wird der Bourgeoisie durchaus eine historischfortschrittliche Rolle zugebilligt: „Die Bourgeoisie reißt durch die rascheVerbesserung aller Produktionsinstrumente,durch die unendlich erleichterten Kommunikationen, auch die barbarischstenNationen in die Zivilisation.“ Der Bourgeoisie wird damit eine potentiellrevolutionäre Funktion – siehe auch:Materialistische Dialektik –gegenüber den bislang herrschenden Ständen zugebilligt, sie ist also derWiderpart zum Feudalismus. Schon für diese Frühphase des Kapitalismus stellenMarx und Engels fest: Das Eigentum wird in wenigen Händen konzentriert. Diefrüheren kleinen Mittelständler gehen im Proletariat auf.In kaum 100 Jahren hat die bourgeoise Klassenherrschaft mehr Produktivkräfte freigesetztals in der gesamten menschlichen Geschichte davor freigesetzt wurden. Trotz derNot der unterjochten Klassen existiert „eine Epidemie der Überproduktion“, denndie bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden und behindern den Absatz derWaren, immer wiederkehrende Wirtschaftskrisen schüttelndaher die Gesellschaften, denen die Bourgeoisie nur mit jeweils weitererVerschärfung des Lohndrucks und Erschließung immer neuer Märkte begegnen kann.
Die Arbeitskraft, welche die Klasse der modernen Arbeiterzu Markte trägt, stellt eine Ware dar wie jeder andere Handelsartikel und istdaher allen Schwankungen des Marktes ausgesetzt. Durch den wachsenden Einsatzvon Maschinen sowie die Einführung der Arbeitsteilung wirddie Arbeit im Sinne des Kapitals vereinfacht, jedoch auch für den Arbeiter zurQual – Marx erklärt an anderer Stelle den Vorgang mit dem Theorem der „Entfremdung desArbeiters von der Arbeit“.[4] Hatteim Feudalismus beispielsweise ein Schuhmacher den ganzen Schuh angefertigt, wasWissen und Handwerkskunst voraussetzte, ist er in einer Schuhfabrik nunmehrdazu verurteilt, nur noch die Naht zwischen Oberschuh und Sohle anzubringen.Eine derart einfache Arbeit kann jeder halbwegs gesunde Mensch ausführen, derArbeiter wird also zum beliebig ersetzbaren Maschinenteil; der Lohn deckt dahergerade noch die zum einfachsten Lebenserhalt und zur Fortpflanzung des Arbeitersunbedingt nötigen Ansprüche. Arbeitermassen werden ausgebeutet und sind in denFabriken der absoluten Herrschaft des Kapitals unterworfen. Geschlecht undAlter spielen dabei keine Rolle, qualifizierte Arbeit wird durchunqualifizierte Arbeit ersetzt, wichtig sind allein die möglichst niedrigenKosten. Hinzu kommt die finanzielle Abhängigkeit des Proletariats von„Hausbesitzern, Krämern, Pfandverleihern usw.“[5]
Als Auswuchs dieser Situation wird dargestellt, dass sichdie Arbeiter gegen den jeweiligen Kapitalisten wehren,zunächst einzeln, dann in einer Fabrik, später in einem Ort. „Sie vernichtenkonkurrierende Waren, sie zerschlagen die Maschinen, stecken Fabriken inBrand“, weil sie hoffen, so die verloren gegangene gesellschaftliche Stellungder freien Handwerker früherer Zeiten zurückzugewinnen. Mit dem zunehmendenDruck auf den Einzelnen entsteht jedoch mehr und mehr ein Klassenbewusstsein,zumal ehemalige freie Handwerker und Kleinbürger durch die Entwicklungzwangsläufig ins Proletariat absinken.
Dabei wird deutlich, dass die Bourgeoisie das gemeinsameInteresse hat, die Produktionsbedingungen im Sinne der Maximierung von Erträgenimmer weiter zu verschärfen, es kommt daher „zur Kollision zweier Klassen“,zum Klassenkampf. Der Klassenkampf jedoch wird notwendig zumpolitischen Kampf, die Proletarier organisieren sich zur politischen Partei.Diese erringt einzelne Gesetze zugunsten der Arbeiter, wie den Zehnstundentagin England. Nicht nur die Bourgeoisie, sondern auch das Proletariat ist demnacheine revolutionäre Klasse.
Die wesentliche Bedingung für die Existenz und Herrschaftder Bourgeoisieklasse ist die Anhäufung und Vermehrung des Reichtums in denHänden von wenigen, die Arbeitsweise des Kapitals ist die Lohnarbeit.Statt mit dem Fortschritt der Industrie seine Lage zu verbessern, wird dermoderne Arbeiter zum Pauper, d.h. er verarmt zunehmend trotz des Fortschritts derIndustrie. Die Bourgeoisie produziert mit der Pauperisierung breiter Massen imZuge der großen Industrie ihre „eigenenTotengräber“, d. h. sie wirkt mit an der Entstehung und Formierung desProletariats als kampfwillige Klasse.
Die jetzige Isolierung des einzelnen Arbeiters durchKonkurrenz wird aufgehoben in ihrer „revolutionären Vereinigung durch die Assoziation.“
Kapitel 2:Proletarier und Kommunisten[Bearbeiten]
In diesem Abschnitt geht es Marx und Engels vor allemdarum, die Einwände gegen eine kommunistische Gesellschaft zuwiderlegen. Dabei wird jeweils auf dieSchwächen der bürgerlichenGesellschaft verwiesen, um anschließend den Gegenentwurf darzustellen.
„Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüberden anderen Arbeiterparteien“. Sie haben laut Marx und Engels dieselbenInteressen wie das gesamte Proletariat und vertreten stets die Interessen derGesamtbewegung. Somit sind sie der entschiedenste Teil der Arbeiterparteienaller Länder. Den Kommunisten werde vorgeworfen, sie strebten die Aufhebung desEigentums als solches an, allerdings habe bereits die Bourgeoisie das Eigentuman sich gerissen. Auch der einzelne Bourgeois verfüge nicht frei über seinEigentum, sondern könne es nur im Rahmen der wirtschaftlichen Gesamtaktivitätder Bourgeoisie und zu deren Regeln einsetzen; er müsse das Ausbeuterspielmitspielen, ob er will oder nicht, sonst sei er bald kein Bourgeois mehr; dasbourgeoise Eigentum sei daher gar kein persönliches Eigentum, sondern einKlasseneigentum. Also müsse man es im Sinne des Sozialismus füralle zugänglich machen. „Wenn also das Kapital in gemeinschaftliches, allenMitgliedern der Gesellschaft angehöriges Eigentum verwandeltwird, so verwandelt sich nicht persönliches Eigentum in gesellschaftliches. Nurder gesellschaftliche Charakter des Eigentums wandelt sich. Es verliert seinenKlassencharakter.“
Anschließend geht es um die Analyse des Begriffesder Lohnarbeit.Auch hier werden die Gegensätze deutlich gemacht: „In der bürgerlichenGesellschaft ist die lebendige Arbeit nur ein Mittel, die aufgehäufte Arbeit zuvermehren.“ Dieses wird als ein nie endend wollender Prozess gedacht, wobei dieneu entstandene Lohnarbeit wiederum benutzt wird, um neues Eigentum für dieKapitalistenklasse zu schaffen. So wird ein starker Gegensatz zwischen derbürgerlichen Gesellschaft, die – was Wirtschaft und Gesellschaft angeht – durcheine systemimmanente Krisenhaftigkeit gekennzeichnet ist und einer gedachtenzukünftigen kommunistischen Gesellschaft aufgezeigt. „In der kommunistischenGesellschaft ist die aufgehäufte Arbeit nur ein Mittel, um den Lebensprozess derArbeiter zu erweitern, zu bereichern, zu befördern.“
So wirft also die Bourgeoisie den Kommunisten vor, dasssie das Eigentum abschaffen wollten. Dies ist richtig, genau dies wollen sie:Jedoch ist es das Eigentum einer bestimmten Klasse. „Aber in eurer bestehendenGesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitgliederaufgehoben “.
Die Autoren setzen sich weiter mit den Argumenten ihrerGegner auseinander. Die Ideen der Bürger von Freiheit, Bildung, Recht usw. sindselbst Produkte der bürgerlichen Produktions- und Eigentumsverhältnisse. DieKritiker werfen den Kommunisten vor, die „Aufhebung der Familie“ zu betreiben.Jedoch gäbe es die bürgerliche Familie lediglich für die Bourgeoisie, sieberuht auf Kapital und Privaterwerb. „[S]ie findet ihre Ergänzung in dererzwungenen Familienlosigkeit der Proletarier und der öffentlichenProstitution.“ Ziel sei es, was die Bildung angeht, „die Erziehung dem Einflussder herrschenden Klasse“ zu entreißen.
Den Vorwurf, die Kommunisten wollten eine „Weibergemeinschaft“einführen, erklärt das Manifest damit, dass für die Bourgeoisie die Frau ein„bloßes Produktionsinstrument“ sei und folglich unter die kommunistischeForderung nach Gemeineigentum falle. Außerdem existiere diese Gemeinschaftbereits: „Unsere Bourgeois, nicht zufrieden damit, dass ihnen die Weiber undTöchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution garnicht zu sprechen, finden ein Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauenwechselseitig zu verführen.“ Somit gebe es bereits eine – allerdingsheuchlerisch totgeschwiegene – Weibergemeinschaft für die Bourgeoisie. Mit derAufhebung der jetzigen Produktionsverhältnisse werden auch die von diesenVerhältnissen hervorgebrachten Bindungen verschwinden, die neue Gesellschaftwerde also ohne offizielle und nichtoffizielle Prostitution auskommen.
Ein anderer Vorwurf besagt, die Kommunisten würden dasVaterland und die Nationalität abschaffen wollen. Die Arbeiter haben jedochkein Vaterland, welches man ihnen nehmen könne. Schon durch den Weltmarkt, dieGleichförmigkeit der industriellen Produktion und der Lebensverhältnisse werdendie nationalen Gegensätze eingeebnet. Wenn die inneren Klassengegensätzeaufgehoben werden, gibt es die feindliche Gegenüberstellung der Nationen nichtmehr, weder auf geistiger noch auf materieller Ebene.
Zum Vorwurf, die Kommunisten wollten Religion und Moralinsgesamt abschaffen, schreiben die Autoren: „Die herrschenden Ideen einer Zeitwaren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse. [...] Die Ideen der Gewissens- und Religionsfreiheit sprachennur die Herrschaft der freien Konkurrenz auf dem Gebiet des Wissens aus.“ Diessei auch der Grund, warum die revolutionäre Bourgeoisie im 18. Jahrhundertden Feudalismus habeniederringen können. In allen bisherigen Gesellschaften habe es die Ausbeutungeines großen Teils der Gesellschaft gegeben, daher existierten auch ähnlicheBewusstseinsformen; erst die kommunistischeRevolution brechevollständig mit den überlieferten Ideen. Marx und Engels ziehen anschließenddas Fazit aus all diesen Vorwürfen: „Die Geschichte der ganzen bisherigenGesellschaft bewegte sich in Klassengegensätzen“. An anderer Stelle wird dieseEinsicht auch historischer Materialismus genannt.[6]
Der erste Schritt in der Arbeiterrevolution ist dieErhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, „die Erkämpfung derDemokratie“. Nach und nach werden die Produktionsmittel inden Händen des Staates, „d.h. des als herrschende Klasse organisiertenProletariats, zentralisiert“. Dazu sind vorübergehenddespotische Eingriffein die bürgerlichen Produktionsverhältnisse erforderlich.[7] Inden fortgeschrittensten Ländern sind dies: Enteignung des Grundeigentums,starke Progressivsteuer, Abschaffung des Erbrechts,Beschlagnahmung des Eigentums von „Emigranten und Rebellen“, Errichtung einermonopolistischen Nationalbank mit Staatskapital, Verstaatlichung desTransportwesens, Vermehrung und Verbesserung der Nationalfabriken, derProduktionsinstrumente und Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan,gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, besonders fürden Ackerbau, allmähliche Beseitigung des Unterschieds zwischen Stadt und Land,öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder,Abschaffung der Kinderarbeit in der heutigen Form. Es gelte also, diealten Produktionsbedingungen aufzuheben, um die Klassengegensätze aufzuheben.
„An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mitihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freieEntwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“
Kapitel 3:Sozialistische und kommunistische Literatur[Bearbeiten]
Marx und Engels stellen andere bestehende Ansätze vor undgrenzen sich von ihnen polemisch ab. So wird zum Beispiel „Proudhon’s Philosophie de la misère“ als „ganzesSystemen“ dieses „Bourgeois-Socialismus“ genannt.
Der reaktionäre Sozialismus[Bearbeiten]
Der feudale Sozialismus[Bearbeiten]
Eine Spielart des reaktionären Sozialismus wird von Marxund Engels im von ihnen so genannten „feudalen Sozialismus“ gesehen, denenglische und französische Aristokraten gegen die Bourgeoisie entwickelten. Inder Praxis unterstützte diese Form des Sozialismus jedoch alle „Gewaltmaßnahmengegen das Proletariat“.
Kleinbürgerlicher Sozialismus[Bearbeiten]
Der „kleinbürgerliche Sozialismus“ existiere in Ländern,in denen es zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie ein Kleinbürgertum gebe,das vom Abstieg bedroht sei. Sismondi ist derAutor, der die Widersprüche in den Produktionsverhältnissen beschreibt. Erergreift zwar den Standpunkt der Arbeiter aus der kleinbäuerlichen undkleinbürgerlichen Sichtweise. Er weist, ähnlich wie oben beschrieben, dieWirkungen der modernen Maschinen und der Arbeitsteilung nach und auf dieVerelendung des Proletariats hin. Jedoch sieht er nur als Ausweg, die altenProduktions- und Verkehrsmittel, und damit auch die alten Besitzverhältnisseund die alte Gesellschaft wiederherzustellen. „Zunftwesen in der Manufaktur undpatriarchalische Wirtschaft auf dem Lande, das sind seine letzten Worte.“
Der deutsche oder „wahre“ Sozialismus[Bearbeiten]
Der deutsche oder der „wahre“ Sozialismus ist ausFrankreich importiert worden. Es waren die Ideen der Französischen Revolution, die diedeutschen Literaten, Philosophen und „Schöngeister“ des späten 18. Jahrhundertsbegierig aufgriffen. Da die deutschen Zustände den französischen weithinterherhinken (in Deutschland ist der Siegeszug der Bourgeoisie noch längstnicht abgeschlossen, ein Proletariat entwickelt sich gerade erst), geht es dendeutschen Sozialisten aber anders als ihren französischen Vorbildern nicht umreale Menschen mit realem Klassenhintergrund, sondern um einen bloß gedachtenidealen Menschen; die Wirklichkeit verschwindet unter dem „Dunsthimmel derphilosophischen Phantasie“.
Der deutsche Sozialismus sei jedoch im Kern stets nur„antiliberal“ gewesen und habe dem Bürgertum als politischer Bewegung "diesozialistischen Forderungen" gegenübergestellt. Damit proklamiere derdeutsche Sozialismus jedoch nur „die deutsche Nation als die normale Nation undden deutschen Spießbürger als den Normalmenschen.“ Er verkünde seine„unparteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe.“ Die Schriften inDeutschland, die sich als sozialistisch bzw. kommunistisch bezeichnen, sind inder Regel „schmutzige, entnervende Literatur“.
Der konservative oder Bourgeoissozialismus[Bearbeiten]
Um das Proletariat zu beschwichtigen, sieht ein Teil derBourgeoisie es für notwendig an, soziale Missstände abzuschaffen und so dieLage des Proletariats zu verbessern und die bürgerliche Gesellschaft vor derproletarischen sozialistischen Revolution zu bewahren. Sie wollen also „dieBourgeoisie ohne das Proletariat“. Als prominenter Vertreter wird hier Proudhongenannt. Insofern behaupte dieser Sozialismus zwar, „im Interesse derarbeitenden Klasse“ zu agieren, strebe aber in Wahrheit nur rein administrativeVerbesserungen im eigenen Interesse an. Als besonders entlarvend nennt Marx dieForderung „Zellengefängnisse – im Interesse der arbeitenden Klasse“.
Der kritisch-utopistische Sozialismus und Kommunismus[Bearbeiten]
Zuletzt setzen Marx und Engels sich mit dem von ihnen sogenannten kritisch-utopischen Sozialismus und Kommunismusauseinander. Er repräsentiere die ersten Versuche des Proletariats, eine eigeneAnschauung zu entwickeln. Durchaus lobenswert seien kritische Ansätze, „siegreifen die Grundlagen der bestehenden Gesellschaft an“. Beispiele hierfürsind Saint Simon, Fourier, Owen.Als Utopie bieten sie auch wertvolles Material zur Aufklärung der Arbeiter an.Je stärker die Gegensätze sich jedoch hin zu einem Klassenkampf entwickeln,suchen die Anhänger des utopischen Sozialismus „die Gegensätze zu vermitteln“,und behindern dadurch den notwendigen Kampf. Diese frühen Sozialisten waren selbst in vielerHinsicht revolutionär, jedoch bilden ihre Schüler „jedes Mal reaktionäre(rückwärtsgewandte)Sekten“, weil sie an den überholten Grundsätzen „der Meister“ unverändertfesthalten, wenn sich die Produktionsverhältnisse und der Klassenkampf bereitsweiter entwickelt haben. Aus den richtigen Ansätzen der Begründer entwickeltsich daher bei deren Nachfolgern ein „fanatischer Aberglauben an dieWunderwirkungen ihrer sozialen Wissenschaft“. Sie treten „mit Erbitterung allerpolitischen Bewegung der Arbeiter entgegen, die nur aus blindem Unglauben andas neue Evangelium hervorgehen konnte.“
Kapitel 4:Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien[Bearbeiten]
In diesem Abschnitt erläutern Marx und Engels, welche derpolitischen Parteien in den einzelnen Ländern Europas von den Kommunisten derzeitfavorisiert werden und aus welchem Grund. Hier wird ebenfallsdeutlich, dass die revolutionäre Reihenfolge im Sinne eines Umsturzes klarfestliegt: Zunächst muss die bourgeoiseRevolution erfolgen,anschließend die proletarische eingeleitet werden.
Die Kommunisten kämpfen für die unmittelbaren Interessender Arbeiterklasse, vertreten jedoch zugleich „dieZukunft der Bewegung“. Sie schließen Bündnisse mit den progressiven Kräften inden verschiedenen europäischen Ländern, ohne jedoch deren Widersprüche zuverkennen. „Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit,weil Deutschland am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht [...] Daherkämpfen sie in Deutschland an der Seite der Bourgeoisie gegen die feudaleOrdnung und die Kleinbürgerei.“ Nach dem Sturz der reaktionärenKlassen in Deutschland muss jedoch sofort der Kampf gegen die Bourgeoisiebeginnen, d. h. die proletarische Revolution beginnen. Die Kommunisten bemühensich um die Verbindung der demokratischen Parteien aller Länder. Sie erklärenoffen, dass sie ihre Zwecke nur durch den „gewaltsamen Umsturz aller bisherigenGesellschaftsordnung“ erreichen können.
„Mögen die herrschenden Klassen vor der kommunistischenRevolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihreKetten.[8] Siehaben eine Welt zu gewinnen.“
Vertonung[Bearbeiten]
Eine Vertonung des Manifests der KommunistischenPartei stammt vom Prager Musiker Erwin Schulhoff (1894–1942),dessen Werke von den Nationalsozialisten alsentartete Musik eingestuftwurden. Die Nazis ermordeten ihn in einem Nebenlager des KZ Dachau.Seine Kantate aus dem Jahr 1932 trägt den Titel Das KommunistischeManifest / Nach Marx-Engels (op. 82) und ist ein von revolutionäremPathos erfülltes Musikstück für Solo, Chor und Bläser.
Ausgaben[Bearbeiten]
Zeitgenössische deutschsprachige Ausgaben[Bearbeiten]
· Manifestder Kommunistischen Partei. Veröffentlicht im Februar 1848. London.Gedruckt in der Office der "Bildungs-Gesellschaft für Arbeiter von J. E.Burghard. 46 Liverpool Street, Bishopsgate („Bu23“; grüner Umschlag) (London1848)
· Manifestder Kommunistischen Partei. Veröffentlicht im Februar 1848. London.Gedruckt in der Office der "Bildungs-Gesellschaft für Arbeiter von J. E.Burghard. 46 Liverpool Street, Bishopsgate („Bu30“; grüner Umschlag) (Köln1851)
· Manifestder Kommunistischen Partei. Veröffentlicht im Februar 1848. London. Druckvon R. Hirschfeld, English & Foreign Printer, 48 Clifton Street, FinburySquare. 184 (24 Seiten; blauer Umschlag) (Londion 1861)
· Manifestder Kommunistischen Partei. Veröffentlicht im Februar 1848. London. Neuherausgegeben durch Sigfrid Meyer. 1866. ImSelbstverlage. Druck von Gustav Muthschall in Berlin (30 Seiten)
· DasKommunistische Manifest. Neue Ausgabe mit einem Vorwort der Verfasser.Leipzig 1872. Verlag der Expedition des „Volksstaats“ (27Seiten)
· DasKommunistische Manifest. Dritte authorisirte deutsche Ausgabe. MitVorworten der Verfasser. Hottingen-Zürich Verlag der SchweizerischenVolksbuchhandlung. 1883 (24 Seiten)
· DasKommunistische Manifest. Vierte autorisirte deutsche Ausgabe. Mit einemneuen Vorwort von Friedrich Engels. London. German Cooperative Publishing Co.114 Kentish Town Road NW. 1890 (Sozialdemokratische Bibliothek XXXIII.) (32Seiten)
· DasKommunistische Manifest. Fünfte autorisirte deutsche Ausgabe. MitVorreden von Karl Marx und Friedrich Engels. Berlin 1891. Verlag der Expeditiondes „Vorwärts“, Berliner Volksblatt. (Th. Glocke)(Sozialdemokratische Bibliothek XXXIII.) (32 Seiten)
· DasKommunistische Manifest. Sechste autorisirte deutsche Ausgabe. MitVorreden von Karl Marx und Friedrich Engels. Berlin 1894. Verlag der Expeditiondes „Vorwärts“, Berliner Volksblatt. (Th. Glocke) (SozialdemokratischeBibliothek XXXIII.) (32 Seiten)
Neuere Ausgaben[Bearbeiten]
· Thomas Kuczynski: DasKommunistische Manifest (Manifest der Kommunistischen Partei) von Karl Marx undFriedrich Engels. Von der Erstausgabe zur Leseausgabe. Mit einemEditionsbericht. (= Schriften aus dem Karl-Marx-Haus. 49).Trier 1995, ISBN3-86077-207-4.
· KarlMarx, Friedrich Engels: Das Kommunistische Manifest. Eine moderneEdition. Mit einer Einleitung von Eric Hobsbawm.Argument-Verlag, Hamburg/ Berlin 1999, ISBN3-88619-322-5.
· KarlMarx, Friedrich Engels: Das Kommunistische Manifest. (CD 1),Eric Hobsbawm: 150 Jahre Kommunistisches Manifest. (CD 2), gelesenvon Rolf Becker. Argument-Verlag, Hamburg/ Berlin 2005, ISBN3-88619-463-9.
· Ende2010 hat der Verlag Red Quill Books mitder Veröffentlichung einer vierteiligen und modernen illustrierten Version desKommunistischen Manifests als"comic book" begonnen.[9][10]
· Unterdem Titel De Kommunistische Partei ehr Manifest erschien 2012im VSA-Verlag eineÜbersetzung auf Plattdeutsch.[11]
· Etkummenistische Manifeß op Kölsch. Vum Marxens Karl un däm Engels Frieder.Kulturmaschinen e.K., Ochsenfurt 2014. ISBN978-3981-67100-1 eine Übersetzung auf Kölsch.
Literatur[Bearbeiten]
· Bert Andréas: LeManifeste Communiste de Marx et Engels. Histoire et bibliographie 1818–1918.Feltrinelli, Milano 1963.
· WolfgangMeiser: Das "Manifest der Kommunistischen Partei" vom Februar1848. Neue Forschungsergebnisse zur Druckgeschichte und Überlieferung. In: Marx-Engels-Jahrbuch13. Dietz Verlag, Berlin 1991, S. 117-129
· WolfgangMeiser: "Das Manifest der Kommunistischen Partei vom Februar 1848:Zur Entstehung und Überlieferung der ersten Ausgaben". In: MEGA-Studien1996/1.S. 66–107.
· WolfgangMeiser: Vorbereitungsarbeiten am Textkomplex "Manifest derKommunistischen Partei" für die MEGA. In: Beiträge zurMarx-Engels-Forschung 22. Berlin 1987, S. 117–127.
· PhilippErbentraut, Torben Lütjen: Eine Welt zu gewinnen. Entstehungskontext,Wirkungsweise und Narrationsstruktur des „Kommunistischen Manifests“. In:JohannaKlatt, Robert Lorenz (Hrsg.): Manifeste. Geschichte und Gegenwart despolitischen Appells. transcript, Bielefeld 2011, ISBN978-3-8376-1679-8, S. 73–98.
· Richard Rorty: DasKommunistische Manifest 150 Jahre danach. Gescheiterte Prophezeiungen,glorreiche Hoffnungen. übersetzt aus dem Englischen von Reinhard Kaiser.Sonderdruck Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN3-518-06529-7.
Weblinks[Bearbeiten]
Commons:Manifest der Kommunistischen Partei – Sammlung vonBildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Manifest derKommunistischen Partei (1848) – Quellen und Volltexte
Wikisource: Manifest derKommunistischen Partei (1850/51) – Quellen und Volltexte
Wikiquote: Manifest der Kommunistischen Partei –Zitate
· Text „letzterHand“ mit Vorworten der verschiedensprachigen Ausgaben
· Manifest der Kommunistischen Partei alsgemeinfreies Hörbuch im ProjectGutenberg
· Hörbuch bei LibriVox
· Volltext auf www.mlwerke.de
· DEA-Archiv.Marx-Engels-Werke Band 4, S. 459–493.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
1. Hochspringen↑ IringFetscher, Hg. der Studienausgabe Marx-Engels, geht in seinem Vorwort davon aus,dass der Text von Karl Marx allein erstellt worden ist – Engels lieferteVorarbeiten dazu (Fischer Tb. 6061, S. 9). Fetchers Auffassung wird nicht vonden neueren Editoren (z. B. Wolfgang Meiser; Thomas Kuczynski) geteilt.
2. Hochspringen↑ ThomasKuczynski, führt aber den Nachweis, dass es nicht vor dem 1. März 1848 gedrucktsein kann. Engels spätere Angaben stimmen also nicht ganz! (Thomas Kuczynski,S. 58–63)
3. Hochspringen↑ Schriften von Karl Marx: "Das Manifest derKommunistischen Partei" (1848) und "Das Kapital", erster Band(1867)
4. Hochspringen↑ Marxund Engels: Feuerbach (1. Teil der deutschen Ideologie), MEW,Band 3, S. 13–77.
5. Hochspringen↑ siehehierzu auch die umfangreiche Studie von Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse inEngland,1845, z. T. waren Arbeitgeber, Vermieter undLebensmittelhändler identisch. (Truck-System/Cottage-System)
6. Hochspringen↑ Marxund Engels: Feuerbach (1. Teil der deutschen Ideologie), MEW,Band 3, S. 13–77.
7. Hochspringen↑ Inden frühen Werken sprechen Marx/Engels oftmals von Despotismus, statt vonder Diktatur des Proletariats.
8. Hochspringen↑ hier:in Anlehnung an ein berühmtes Zitat von Jean-Jacques Rousseau „Der Mensch ist freigeboren, und überall ist er in Ketten.“, Der Gesellschaftsvertrag, Erstes Buch,1. Kapitel
9. Hochspringen↑ SusanPolo. 20 Dec. 2010. "The Communist Manifesto: The Comic Book" http://www.geekosystem.com/the-communist-manifesto-the-comic-book/ Access:20 Fev. 2012.
10. Hochspringen↑ JamieLong. 29 Dec. 2010. "Communist Manifesto to get Comic BooksTreatment" Toronto Sun. http://www.torontosun.com/news/weird/2010/12/29/16703416.html
11. Hochspringen↑ Een Speukelsgeiht üm? In: neuesdeutschland. 31. August 2012.
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